Vanions Blog

Cloudy Day at the North Sea

Queen

Als ich 1976 geboren wurde, hatten Queen gerade ihr viertes Studio Album „A Night at the Opera“ herausgebracht. Das spielte aber für mich kaum eine Rolle, da der Eiserne Vorhang nicht sonderlich durchlässig für amerikanische Rockmusik war. Trotzdem wurde ich musikalisch schon früh von Queen beeinflusst, ohne das bewusst mitbekommen zu haben. Aber dazu später mehr.

Das Best-of Album „Greatest Hits II“ und damit das Spätwerk, war mein erster intensiver Kontakt mit der Band (auf Kassette - ein Dutzend mal kopiert). Die erste „Greatest Hits“ dagegen war für mich immer etwas fremder. Na ja, vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran, dass die halbe Schule zur Weihnachtsfeier in der Aula des Gymnasium Egeln auf dem Fußboden hockte und zu „We Will Rock You“ rhythmisch auf Oberschenkel und Boden mitklopfte. Einige frühe Stücke haben es also auch damals schon in die Ohren der Teenager der ’90er geschafft.

Besonders in den letzten beiden Jahren hat sich die Art und Weise wie ich Musik konsumiere verändert. Ich habe wieder ernsthaft angefangen, ein Instrument zu spielen und höre dadurch anders hin. Musik, die mir bisher sperrig oder anstrengend erschien, erschließt sich mir neu. Vor einigen Monaten hab ich dann auch Queen noch mal gehört. Jedes Studio-Album – in der Reihenfolge der Veröffentlichung, von Anfang bis Ende – so dass der Spannungsbogen, den sich der Arrangeur der Stücke gedacht hat, auch hörbar wird. (Bei „Flash Gordon“ hab ich ein bisschen geschummelt, das war mir zu schräg.)

Besonders spannend finde ich heute tatsächlich die vier oben erwähnten Alben, die in den drei Jahren vor meiner Geburt entstanden sind. Queen waren noch jung und experimentierfreudig. Sie hatten, wie man so sagt, ihren Stil noch nicht gefunden und haben sich im Bereich Progressive und Glam ausprobiert. Erst mit „A Day at the Races“ hörte diese Experimentierphase auf. Während „Queen“, „Queen II“ und „Sheer Heart Attack“ zumindest in sich ziemlich stimmig sind, empfinde ich „A Night at the Opera“ als eine Rundreise durch alle Genres – bis hin ins kitschige.

Warum schreib ich das jetzt so ausführlich auf? Zum einen, weil ich gerade über mich selbst erstaunt bin, dass mich fast 50 Jahre alte Musik so sehr interessiert. Das beschränkt sich auch nicht auf Queen. Zum anderen, weil mir beim Hören etwas aufgefallen ist. Ich schrieb ja oben schon, dass Queen doch irgendwie für meine musikalische Früherziehung verantwortlich ist. Schuld daran ist mein Vater, der eine gewisse Zuneigung zu einer bekannten Ostrockband hat :) Mir sind erst vor Kurzem die krassen Parallelen zwischen Queen und den Puhdys aufgefallen. Damit meine ich nicht nur die auffällige Übereinstimmung des zum Text verlinkten „’39“ aus eben diesem „A Night at the Opera“ zum Intro eines der bekanntesten Puhdys-Stücke, sondern auch die Entwicklung aus dem Progressive Rock heraus.

Vielleicht nehmt ihr euch ja auch mal die Zeit, die Musik die eure Eltern in ihren wilden Jahren feierten, in Ruhe anzuhören. Und vielleicht findet ihr den Grund, warum sie diese Musik feierten. Ich glaube, das kann sich lohnen.

PS: Mein Vater hört gelegentlich auch meine Musik und nicht immer mit Kopfschütteln :)

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