Vanions Blog

Cloudy Day at the North Sea

Kino: Alpha

Da ich gestern Abend etwas Zeit hatte, bin ich spontan ins Kino gegangen. Der Film hieß „Alpha“ und als Beschreibung hieß es lapidar „Action“, mehr wusste ich über den Film nicht.

„Alpha“ spielt im Europa vor 20.000 Jahren (im letzten Abschnitt der Altsteinzeit, oder am Ende des Pleistozäns). Die letzte Kaltzeit war schon knapp 100.000 Jahre in Gange und sollte auch noch weitere 10.000 Jahre anhalten. Der Film begleitet eine Gruppe von Jägern und Sammlern auf die Jagd und lernen ein wenig über ihre Riten, ihren Glauben, ihr Zusammenleben. Hauptcharakter ist der junge Keda, Sohn des Anführers Tau, der dieses Jahr das erste Mal mit zur großen Jagd aufbricht. Die erfolgreiche Jagd ist gefährlich, aber zugleich auch wichtig um den nächsten Winter zu überleben. Mehr möchte ich hier nicht sagen.

Die Handlung des Films wird vor allem durch eine gewaltige Bildsprache erzählt, gewaltig deshalb weil es die Natur selbst ist, gegen die die Protagonisten immer wieder bestehen müssen. Das wird vor allem durch beeindruckende Landschaftsaufnahmen und eine oft feindselig wirkende Umwelt erreicht. Das geht so weit, dass mir der in meiner Erinnerung nur am Anfang und am Ende vorkommende Erzähler hoffnungslos pathetisch und total unpassend vorkam. Die seltenen Dialoge fand ich eigentlich ganz passend und der Stimmung nicht abträglich.

Aus meiner Sicht haben die Macher es mit der Landschaft ein bisschen übertrieben. 20.000 Jahre sind geologisch gar nicht so viel zeit, aber die Welt wirkte jünger, kantiger, als hätten allein Algen und niedere Pflanzen das Recht auf so einer Welt zu leben. Überall Vulkane und geologisch jung wirkendes Gestein. Vielleicht war Island Vorbild für die Kulisse.

Die Haupthandlung wirkte für mich manchmal etwas zu komprimiert, als wären tausend Jahre Menschheitsgeschichte zu einem einzigen Winter komprimiert. Dadurch wird die Handlung selbst ein bisschen zu dick aufgetragen. Ich könnte Beispiele bringen, aber ich möchte diese Gedankensammlung spoilerfrei halten.

Aus den beiden vorangegangenen Abschnitten spricht natürlich Archeologie-Nerd in mir, der sich immer darüber aufregt, wenn jemand meint, aus einer gefundenen Tonscherbe detaillierte Erkenntnisse über den Alltag von Menschen vor zigtausend Jahren ableiten zu können. Der bemüht wirkende Realismus tut dem Film einfach nicht gut, er kommt mir manchmal zu dicht an den Bereich wo es unheimlich real, aber einfach nicht echt wirkt. Deshalb entschuldigt meine Ungnade an dieser Stelle.

Aber lässt man dies mal beiseite, haben wir hier einen recht guten Abenteuerfilm. Die Schauspielerei von Jóhannes Haukur Jóhannesson hat mich beeindruckt, Kodi Smit-McPhee hat in einigen Szenen etwas mit Pathos übertrieben, sonst war seine Arbeit aber auch grundsolide. Die Handlung war in Ordnung, die Geschichte eigentlich schön erzählt. Trotz des Gemeckers über die Landschaft gefiel mir vor allem die Erzählweise des Films durch die Bildsprache. Ich hatte fast den Eindruck, es sei die Verfilmung einer Graphic Novel. Vielleicht lag‘s an der Klimaanlage im Kino, ich habe an einigen Stellen ordentlich mitgefröstelt.

Ich kann den Film empfehlen. Die FSK ist 12, ich würde sagen mit entsprechender Begleitung können den auch Zehnjährige schauen.

PS: Ich will ‘nen Hund!

Bildquelle: Wikipedia, “fair use” zur Illustration eines den Film betreffenden Artikels

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